Frosch im Topf

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Frosch im Topf

Frosch im Topf

Es gibt eine Geschichte, die besagt, wenn man einen Frosch ins heiße Wasser wirft, würde er sofort versuchen zu fliehen. Wenn man ihn jedoch in kaltes Wasser gibt und die Temperatur des Wassers langsam erhöht, würde er es nicht mehr rechtzeitig merken, dass es ihm zu heiß wird, und er würde verkochen.

Bevor Sie jetzt Protest- oder Drohbriefe schreiben, will ich Ihnen gleich versichern, dass ich das niemals selbst ausprobiert habe und auch nie ausprobieren werde – versprochen!

Die Geschichte soll einfach nur den Unterschied zwischen großen schnellen Veränderungen und den kleinen langsamen Veränderungen zeigen.

Eine große schnelle Veränderung wird uns sofort bewusst und wir reagieren heftig. Diese Veränderungen sind nicht das Problem für uns. Viel schlimmer sind diese kleinen schleichenden Veränderungen. Ganz langsam verändert sich etwas, fast nicht spürbar geraten wir immer tiefer hinein, bis es dann fast kein Entrinnen mehr gibt.

Wie mir ein Biologe versicherte, würde der Frosch tatsächlich durch seine feinen Sensoren diese kleinen Temperatur­veränderungen bemerken und bereits bei unter 40° Celsius mit heftigen Reaktionen versuchen, aus dem Topf zu entkommen. Es ist also nichts Wahres an der Geschichte dran. Dennoch soll sie uns helfen, über die schleichenden Veränderungen nachzudenken.

Aber wie können auch wir Sensoren entwickeln, die uns helfen, diese kleinen Veränderungen zu bemerken und sichtbar zu machen?

Lassen Sie mich dazu eine andere (wahre) Geschichte erzählen. Als ich vor vielen Jahren mit dem Aktienhandel anfing, hatte ich nie Probleme, Gewinne mitzunehmen, doch bei Verlusten sah das schon anders aus. So hatte ich eine Aktie, die sich von Tag zu Tag in die entgegengesetzte Richtung bewegte. Jeden Tag dachte ich, sie wird sich schon drehen und in meine Richtung laufen. Tag für Tag stieg der Verlust ein kleines bisschen an und ich dachte immer und immer wieder, dass sie sich bald drehen wird. Als dann der Verlust für diese Investition über 2.000 Euro betrug, wurde mir schwarz vor Augen. So einen hohen Verlust hatte ich bisher noch niemals erlebt. Es musste sich dringend etwas ändern.

Nach langem Hin und Her stieg ich aus und ich schwor mir, dass mir so etwas nie wieder passieren wird. Mittlerweile war mir auch klar, was mein Fehler gewesen war. Ich hatte keinen Stopp gesetzt.

Profitrader überlegen sich nicht nur, wann sie in eine Aktie einsteigen, sondern sie überlegen sich auch, wann sie aus einer Aktie wieder aussteigen würden. Selbst wenn die Aktien direkt nach dem Erwerb in die falsche Richtung laufen, ist der maximale Verlust bei den Profitradern bereits vorkalkuliert.

Beispiel:

Aktie A kostet zurzeit 10,19 Euro. Ein geeigneter Stopp würde zum Beispiel bei 9,89 Euro liegen, das ergibt eine Differenz von 0,20 Euro pro Aktie. Bei einer Investition von 1.000 Stück würde ein Profitrader also mit einem maximalen Verlust von 200 Euro davonkommen. Den Stopp kann man meistens sogar bereits bei der Order mit eingeben. Damit hat man eine automatische Sicherheitsreißleine.

Was bringt uns dieses Beispiel nun für das richtige Leben? Ganz einfach, überlegen Sie sich bei allem, was Sie anfangen, wann Sie damit aufhören würden. Setzen Sie sich eine Schmerzgrenze.

Wenn Sie zum Beispiel ein wirklich altes Auto haben, dessen Wert gerade noch 1.500 Euro ist, dann könnten Sie sagen, dass Sie das Auto verschrotten und sich ein neues kaufen werden, wenn eine Reparatur über diesen Wert oder bereits über die Hälfte hinausgeht.

Wenn Ihre Heizkosten pro Jahr mehr als 2.500 Euro betragen, investieren Sie in Dämmung, bessere Fenster, eine effizientere Heizung, alternative Energiequellen usw.

Wenn Sie mehr als fünf Kilo über Ihrem Normalgewicht liegen, fangen Sie an, auf Ihre Ernährung zu achten, Sport zu treiben, weniger Süßes zu essen, weniger Alkohol zu trinken.

Wenn Ihre finanziellen Rücklagen weniger als die Hälfte Ihres Jahresgehaltes betragen, sollten Sie sofort anfangen zu sparen und die Rücklagen aufzufüllen.

Wenn Sie mehr als zehn Tage pro Jahr krank sind, sollten Sie mehr für Ihre Gesundheit tun.

Wenn Sie drei Stockwerke die Treppe hochgehen und oben außer Atem sind, sollten Sie unbedingt etwas für Ihre Ausdauer tun.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen genügend Beispiele bringen. Wichtig ist jetzt jedoch, die Maßnahmen konkreter zu beschreiben, weniger und mehr sind hier nicht geeignet. Es sollte wirklich ganz konkret beschrieben werden: drei Tage pro Woche Sport treiben, nur noch am Wochenende ein Bier oder ein Glas Rotwein trinken, die Hälfte Essen, nach achtzehn Uhr nichts mehr essen, zehn Prozent des Einkommens sparen usw.

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